Agieren statt Reagieren
Agieren statt reagieren – das sagt sich so leicht. Was kannst du als Selbständige, die gerade startet, aus der aktuellen Situation für dich mitnehmen? Du erhältst in diesem Artikel konkrete Tipps, wie du die Krise als Chance nutzen kannst und deine Handlungsmacht zurück gewinnst.
War Corona erst noch weit weg, greift es jetzt in unser aller Leben ein. Ich spüre bei vielen Menschen in meinem Umfeld nackte Angst. Weniger direkte Angst vor der Krankheit an sich, sondern vor den damit verbundenen materiellen Auswirkungen. Dabei ist eines klar: Angst ist unproduktiv und bringt dich nicht weiter.
Wie immer, gibt’s zwei Seiten einer Medaille. Krise und Chance gehören zusammen. Angst ist ein schlechter Ratgeber – agiere jetzt! 3×3 Tipps, was du jetzt tun kannst:
Schaffe Transparenz
Transparenz ist besser als ein diffuses Gefühl – wenn du weißt, woran du bist, hast du den Kopf klar für Aktionen, die dich weiterbringen.
1. In welchen Bereichen ist dein eigenes Geschäftsmodell vom Coronavirus betroffen?
Das sieht im B2B-Bereich sicher anders aus als wenn du mit Privatkunden arbeitest. Schau dir deine Einnahmeplanung der nächsten Monate an und such die Projekte raus, die mit einer hohen Wahrscheinlichkeit gecancelt oder verschoben werden.
Welche deiner Aktivitäten sind noch betroffen? Wo hast du dir Zeiten für Seminare oder Kongresse geblockt, die gefährdet sind? Wie siehts mit den Stornomöglichkeiten für Flug, Hotel etc. aus? Ich habe gestern einiges absagen bzw. verschieben müssen und die Reaktionen sind sehr unterschiedlich. Bestes Beispiel: Mein für den Juni geplantes Event in Island ist um ein Jahr verschoben worden. Parallel dazu hatte ich eine Reise vor Ort geplant. Der Anbieter hat sich nach meiner Bitte um kostenlose Stornierung oder eine Gutscheinregelung innerhalb von 10 Minuten gemeldet. Nach 30 Minuten hatte ich die Mitteilung, dass die Rückzahlung auf den Weg gebracht wurde. Wo ich für 2021 buchen werden, muss ich nicht erzählen – genauso wünsche ich mir das.
Also, schau, was alles bei dir betroffen ist oder sein könnte.
Wie sieht der worst case bei den Einnahmen aus?
Hier mit mehreren Szenarien schätzen, hilft dir beim Finden von Optionen. Was kann schlimmstenfalls passieren? Als Coach kennst du diese Frage und ihre wunderbare Folge. Nutze sie auch, wenn’s um deine Zahlen geht.
Was kannst du auf der Ausgabenseite kurzfristig beeinflussen?
Schau dir deine Ausgaben genau an. Was kannst du sofort reduzieren, was mit einem gewissen Vorlauf? Was davon zählt zu den Investitionen, was zu den Konsumausgaben? Es geht jetzt nicht darum, dein Business kaputtzusparen, aber schaffe dir Handlungsfreiheit. Und wenn du schon länger im Business bist, dann hilft dir diese Situation vielleicht, längst überfällige Entscheidungen zu treffen.
2. Wie lange reichen deine Rücklagen?
Wenn du deine Einnahme-Szenarien hast und die notwendigen Ausgaben gegenüberstellst, kennst du die Lücke. Wie lange kommst du über die Runden? Was hast du an Ersparnissen und wie schnell kannst du darauf zugreifen? Welche Verluste müsstest du gegebenenfalls in Kauf nehmen? Aktien zu verkaufen, ist derzeit natürlich keine gute Option. Aber vielleicht wolltest du schon lange das ein oder andere bei Ebay einstellen?
3. Welche Unterstützungsmöglichkeiten kannst du in Anspruch nehmen?
Selbstständige und Freiberufler erhalten im Fall einer Quarantäne eine Entschädigung. Deren Höhe bemisst sich an den letzten Jahreseinnahmen laut Steuerbescheid – was zugegebenermaßen beim Start in die Selbständigkeit nicht hoch sein wird. Das ist im Bundesgesetz zur Verhütung und Bekämpfung von Infektionskrankheiten §56 festgehalten. Je nach Bundesland sind unterschiedliche Behörden dafür zuständig – informiere dich, wie bei die aussieht.
Bei einer existenzgefährdenden Stilllegung des Betriebs können Selbständige zudem einen Antrag auf Entschädigung der nicht gedeckten Betriebsausgaben stellen.
Auch im Bereich der Steuerzahlungen gibt’s Erleichterungen – so können auf Antrag laufende Vorauszahlungen zur Einkommensteuer herab- oder ausgesetzt werden. Fällige Steuerzahlungen lassen sich stunden; Säumniszuschläge können erlassen werden. Auch das ist beim Start wahrscheinlich nur für wenige relevant.
Interessant könnte die Option sein, sich noch einmal wieder arbeitslos zu melden, da die Selbständigkeit derzeit zu keinen ausreichenden Einnahmen führt. Auch eine Verlängerung des Existenzgründungszuschusses sollte derzeit einfach möglich sein.
Entwickle Optionen
Wie heißt es doch: Wenn Plan A nicht funktioniert, keine Panik, das Alphabet hat noch 25 weitere Buchstaben … Was hast du also noch alles an Möglichkeiten, Einnahmen zu generieren?
1. Was wird gerade besonders nachgefragt und welche Lösungen hast du in petto?
In der Krise liegt die Chance: Entwickle neue Angebote, nutze dein Netzwerk und geh aktiv auf deine Kunden zu. E-Learning wird sicher einen Schub erhalten, ebenso wie eine virtuelle Meeting-Kultur. Was kannst du daraus machen? Schau noch einmal auf dein Geschäftsmodell. Welche Probleme treiben deinen Kunden gerade wirklich um? Wie kannst du derzeit unterstützen? Wo kannst du sichtbarer werden?
2. Welche Aktionen kannst du schnell umsetzen, um dem Einnahmeausfall zu reduzieren?
Ziehe Aktionen vor. Du hast sowieso überlegt, in den Online-Markt einzusteigen? Dann fang‘ jetzt gleich damit an – und geh‘ die Schritte schneller. Biete den vereinbarten Coaching-Termin als Telefon- oder Zoom-Call an. Biete virtuelles Co-Working an. Entwickle ein Webinar. Arbeite in virtuellen Gruppenarbeitsräumen, das geht auch mit größeren Gruppen. Das Tolle an der Situation ist: Jeder wird Verständnis dafür haben, wenn’s nicht gleich perfekt klappt. Wenn du hier Informationen brauchst, dann melde dich gerne direkt bei mir.
3. Steck‘ die frei gewordene Zeit in deine persönliche Weiterentwicklung
Lesen, Webinare, Tutorials – das Netz (& deine Buchhandlung um die Ecke) gibt so viel her. Was wolltest du immer schon wissen? Schließe deine Lücken.
Entwickle ein Sicherheitsnetz
Damit du in der nächsten Krise besser gewappnet bist, sorge vor. Das hilft dir momentan leider nicht – aber gerade wenn du startest, kannst du hier vieles richtig machen.
1. Hab eine vorausschauende Finanzplanung
Deine Liquidität solltest du immer im Blick haben und von Anfang an Rücklagen schaffen. Facts & Figures – das gehört für dich als Selbständige dazu. Einen Teil kannst du auslagern – die Übersicht liegt bei dir. Passt zum letzten Punkt – schließe deine Lücken ;-).
2. Prüfe deine Versicherungen
Entscheide, wie du deine eigene Arbeitskraft absichern willst, z.B. über eine Krankentagegeldversicherung. Die lohnt sich allerdings oftmals nicht bei deinem Start, da du dann nur geringe Einnahmen verzeichnest. Deswegen schaue ich immer auch nach den Rücklagen meiner Kundinnen bei ihrem Start.
Es gibt natürlich auch Veranstaltungsausfallversicherungen, aber Achtung: Versicherer versichern „unvorhergesehene“ Ereignisse – das Coronavirus ist derzeit sicherlich kein unvorhergesehenes Ereignis. Und in vielen Ausschlussklauseln sind „Seuchen aller Art“ enthalten …
3. Checke deine Vertragsgestaltung
Gerade als Trainerin oder Beraterin, die im B2B-Bereich aktiv ist: Schau auf die Vertragsgestaltung (AGB, Stornoregelung) mit deinen Kunden – wobei ich der Ansicht bin: Selbst eine gute Stornoregelung hilft dir nur wenig – du willst schließlich eine gute Kundenbeziehung. Im Zweifel geht’s also um eine einvernehmliche Lösung wie beispielsweise um ein Verschieben des Auftrags.
Das Fazit
Der Kern des Sicherheitsnetzes liegt in einer vorausschauenden Liquiditätsplanung mit dem kontinuierlichen Aufbau von Reserven. Dazu gilt das, was für dich als Unternehmerin sowieso gilt: Bleib flexibel und nimm‘ deine Chancen wahr. Agieren statt reagieren. Schau, wo deine Risiken liegen und welche Chancen sich dir bieten.
Sicherlich ist die aktuelle Krise, deren Ausmaß noch immer nicht absehbar ist, eine Härtetest für viele von uns. Aber Kurzarbeit und Entlassungen sind auch für Angestellte ein hartes Szenario.
Als Unternehmerin brauchst du nur dich selbst fragen – wie gehst du mit den derzeitigen Herausforderungen um? Wo wünscht du dir Unterstützung? Ich lade dich herzlich in meine Facebookgruppe ein – gemeinsam geht’s leichter.